Interview with Hans Pagel
Interview with Hans Pagel, Rummelsburg
Peter Cusack, Valeria Merlini
Hans Pagel has been a Rummelburg resident since 2007. He is very active in the community and is involved in the discussions about the local area, particularly the ‘An der Mole’ proposals. ‘An der Mole’ is the remaining part of Rummelsburg still to be developed and plans are now going though the city and local government procedures. The residents are not happy with the official plan because it does not preserve enough of the present biodiverse green space, allows traffic into the area and could be much better designed to reduce noise from nearby busy roads and railways. They have proposed an alternative that takes these factors better into account. Hans, and colleagues, are currently arguing the case with officials, politicians and developers.
We met Hans to ask him about Rummelsburg and its soundscape, what he appreciates about the area and how the ‘An der Mole’ discussions are going.
HP – Ich bin Hans Pagel und ich wohne in Rummelsburg seit 2007.
PC/VM – Wo haben Sie vorher gewohnt? Sind Sie von weit her nach Rummelsburg gezogen?
HP – Ja, ich lebte vorher 30 Jahre in Baden-Wüttemberg und als ich mit der Arbeit aufgehört habe, bin ich in meiner Heimatstadt zurückgekehrt, nach Berlin.
PC/VM – Die Geschichte dieser Gegend war Ihnen also nicht bekannt, als Sie hier hergezogen sind, es war Ihnen alles neu?
HP – Es war neu für mich. Ich hatte mich aber davor, bevor wir hier ein Haus gebaut haben, über das Projekt Wasserstadt informiert und wusste von daher schon etwas über die Geschichte der Wasserstadt.
PC/VM – Warum sind Sie nach Rummelsburg umgezogen?
HP – Rummelsburg ist aus verschiedenen Aspekte sehr interessant. Einmahl ist die Nähe zum Wasser für mich sehr wichtig, weil ich eine hohe Affinität zum Wasser habe, dann ist es die Art der Bebauung, die Architektur. Insgesamt das Konzept hat uns gefallen und wir wollten auch ein Haus mit einem sehr kleinen Garten haben. Deshalb haben wir uns für dies hier entschieden.
PC/VM – In welchem Haus wohnen Sie? Ist es in der Nähe des Ostkreuz?
HP – Es ist in der Clara Grundwald Straße, von der Kita aus, die zweite Straße in dieser Richtung. Es heißt, es sind diese weißen Town Houses.
PC/VM – Also, nicht in den großen Häuserblöcken?
HP – Nein.
PC/VM – Ist das Leben in Rummelsburg so, wie Sie es sich gewünscht haben?
HP – Nein, das ist schon so wie ich es mir erwartet habe. Weil ich hab … also wenn ich irgendwo hingehe, dann kucke ich mir davor genau an, wie da die Infrastruktur ist, was für die Bebauung da ist. Von daher entspricht es meiner Erwartung. Ich habe so viel erwartet.
PC/VM – Vorher haben wir über die Klänge in Rummelsburg gesprochen und Sie haben zu allen etwas sagen können. Es scheint, daß ihnen der Klang Ihres Wohnumfelds wichtig ist.
HP – Ja. Die ganze Geräuschsituation außenherum ist schon sehr bedeutend für mich. Ich bin auch gewohnt, dass es ruhig ist.
Wir haben vorher mehr auf dem Land gewohnt, in einem kleineren Stadt. Da war es auch sehr ruhig. Und das ist für mich schon echt wichtig, dass es echt ruhig ist.
Es ist aber klar, dass wir hier in einer Stadt sind. Und dazu gehört, dass man ein bisschen von der Bahn hört (etwas!) und dass Flugzeuge manchmal darüber fliegen – nicht zu niedrig, aber auch schon Flugzeuge dabei sind – und Autos natürlich auch ab und zu zu hören sind. Das ist völlig klar. Und ansonsten: das ist natürlich eine bewohnte Gegend, wo man Menschen hört, Kinder hört und das ist normal.
PC/VM – Rummelsburg ist nicht wie andere Stadtteile Berlins. Es hat Wasser. Es hat ein Biotop. Welches sind für Sie die besonderen Klänge von Rummelsburg?
HP – Für mich sind die Geräusche der Natur, also Vögel und im Wesentlichen, wichtig und speziell die Geräusche aus der Nachbarschaft. Also, dass man merkt: man wohnt in einer belebten Gegend.
PC/VM – Der Klang in Rummelsburg wird stark vom Wetter und von der Zeit beeinflusst. Können Sie einige Klangveränderungen im Verlauf des Jahres beschreiben?
HP – Ja, natürlich. Man hört die Änderungen, die durch die Jahreszeiten bedingt sind – die hört man schon. Im Winter ist das laut, da sind die Bäume kahl, man hört mehr klare Klänge. Man hört auch häufig mehr von der Straße oder von der Bahn. Man hört manchmal auch, obwohl es auch noch im Rahmen ist, von der Baustelle vom Ostkreuz, man hört Industrie. Aber das ist alles in einem Bereich von 50 dB, oder so was. Es ist alles noch nicht störend. Im Sommer hört man natürlich mehre Menschen die draussen sind, die Kinder die draußen spielen, oder wenn die Leute am Ufer feier, kommt es auch über.
Das sind also die typischen Jahreszeit- und Tag-Geräusche.
PC/VM – Wie ist es mit dem Schiffsverkehr?
HP – Man hört die normalen Schiffe, die Freizeitschiffe – die hört man fast gar nicht; was man manchmal hört, sind diese Grillboats, diese Partyboats – die runden -, die laute Musik machen. Das hört man machmal, aber es ist auch nicht so sehr störend. Es fährt ab und zu ein Fahrradschiff dadurch. Die lauteren Schiffe, die fahren eigentlich hier vorne die Spree entlang und die hört man darüber in Rummelsburg nicht so stark. Es gibt richtig laute Schiffe, die zu Musikschiffe, die so Techno machen, aber die fahren hier dahinten runter und die fahren bei uns nicht rein. Zum Glück.
PC/VM – Also ist das für Sie ok? Gibt es eine gute Ausgewogenheit, auch ausreichend Abwechslung?
HP – Ja. Vom Klang her, es ist eine gute Balance.
PC/VM – Glauben Sie, dass es ein gutes Verhältnis zwischen Stadtklängen gibt und den Klängen, die Sie beschrieben haben?
HP – Ja. Es ist eine gute Balance, weil man hört doch, dass man in der Stadt ist, durch die Bahn und solche Sachen, aber das ist nicht so laut und die Stadt ist nicht so aufregende. Man hört die Natur auch.
PC/VM – Für den Bereich “An der Mole” sind große Veränderungen geplant. Wie werden die neuen Entwicklungspläne diesen Stadtteil verändern? Wie werden sie die Nutzung des öffentlichen Raumes beeinflussen? Und wie die Klanglandschaft?
HP – Von der Klangebene kommt natürlich als erstes Mal viele Baustellenlärm noch dazu. Das hatten wir in der ersten Zeit, wo wir wohnten auch. Aber man weißt, das geht vorbei. Es ist so. Es wird natürlich bevölkert, es wird mehr. Aber die Gefahr ist vielleicht, dass es eher zu viel wird. Persönlich würde ich mir wünschen, dass nicht mehr viel Bevölkerung dazukommt. Auf der anderen Seite ist natürlich so, wenn noch mehr Bevölkerung dazukommt, besteht die Möglichkeit, dass mehrere Geschäfte hinkommen, was bei uns einen Mangel ist. Sind zu wenig Läden da. Man wurde immer gesagt, es lohnt sich nicht, wir sind hier bloß 3.000 Einwohner und das lohnt sich von der Anzahl der Kunden nicht. Wenn da vorne noch mal 2.000 dazukommen, dann würde es sich das lohnen.
Auf der anderen Seite ist natürlich so, man will sein kleines Paradies immer für sich behalten. Man selber will hin, und dann, sobald man da ist, will man das Paradies behalten. Die Tendenz ist natürlich auch da. Man möchte ein Gebiet, dass zum Leben ideal ist. Wir sind in der Stadt – gute Verkehrsverbindung – und es ist aber fast draussen, fast dörflich. Wegen der Ruhe und wegen der Natur, muss man auch akzeptieren, dass noch mehr Leute hier herziehen wollen, und auch sollen. Von demokratischen Gedanken her, dass man denen auch das zugesteht, dass man noch mehrere Leute das Gut haben dürfen.
PC/VM – Wie setzt sich die Bevölkerung zusammen? Ist es eine gut durchmischte Wohngegend?
HP – Nein, es sind eher besser Situierte, die hier wohnen. Diese kleineren Häuser – ‘Rummelsburg 2’, heisst das – ab der der Kita etwa- sind kleinere oder Town Houses, die speziell für diese Wasserstadt entworfen wurden. ‘Berlin Terrace’ heißt das Projekt. Da sind natürlich Menschen, die können sich das leisten. Die haben ein bisschen mehr Geld, sind sozial gehobener Schicht. Der Bereich vordere -‘Rummelsburg 1’, wo die großen Häuser sind, sind mittlereweile die Mieten, Kaltmiete, zwischen € 8,50-10 pro QM. D.h., für eine vernünftige Wohnung von 80 QM, zahlt man 850-1.000 € oder so. Dort wohnen also die nicht ganz so gut verdienenden, wie die hier hinten, aber auch die verdienen nicht schlecht.
PC/VM – Ich habe gehört, als Rummelsburg gebaut wurde, wollte man den Weg am See entlang schließen. Einige Leute waren dafür. War das nicht …?
HP – Nein, ich hoffe, das passiert nie. Das ist auch gegen die offizielle Politik. Die Ufer sollen möglichst öffentlich sein. Und es soll einen Fußweg bis nach Köpenick geben.
Nur das Zementwerk ist noch ein Weg, aber auch das Kraftwerk lang. Das soll auch ein öffentlicher Weg lang weitergeben, die ganze Spree runter. Und auch Richtung Innenstadt, an der Spree lang, ist ein öffentlichen Weg geplant, mindestens 15 Meter breit. Alles am Wasser soll möglichst öffentlich sein.
PC/VM – Wie hat sich die Klanglandschaft verändert, seitdem Sie hier wohnen?
HP – It’s becoming better, because in the first time there were a lot of noise from buildings. Ja, die ganze Bautätigkeit war viel Lärm und jetzt ist es zu. Die Frontseite zur Hauptstraße ist ziemlich geschlossen. Das nimmt das Lärm von der Straße auch weg. Von daher ist besser geworden.
PC/VM – Die Bewohner bepflanzen ja auch Gärten. Machen diese einen Unterschied im Klang? Wie?
HP – Es ist klar, zum Anfang waren alle ganz kleine Büsche und da war kaum etwas und jetzt, da es gewachsen ist, ist es auch ganz anders belebt. Es ist viel angenehmer, wenn das bewachen und voll ist.
PC/VM – Vom Klang her angenehm?
HP – Ja, ich denke auch. Wenn die Bäume und Büsche großer werden, das dämpft den Klang, man hört sich nicht mehr so stark. Am Anfang habe ich gehört, vom Garten gegenüber, die abends unten saßen – auch nachts im Sommer – und unterhalten haben und das Klang sehr stark herüber. Und jetzt ist es gedämpft. Man hört es, aber es ist gedämpft.
PC/VM – Als ich mit Dirk gesprochen habe, der auch in der Gegend lebt, sagte er, daß mit dem Wuchs seines und anderer Gärten, mehr Insekten hinzukamen. Jetzt kann er Bienen hören, wo vorher keine zu hören waren. Gärten ziehen auch eine größere Vielfalt an Vögeln an. Haben Sie das auch wahrgenommen? Stimmen Sie dem zu?
HP – Bienen sind bei uns auch ab und zu. Aber ich bin nicht so ein Freund von Bienen wie der Dirk, weil ich eine Enkeltochter habe. Bei uns wächst auch Klee im Garten und dann kommen auch viele Bienen und die Kinder laufen barfuß drüber. Daher bin ich in dem Fall kein Freund von Bienen. Bienen sind gut beim Dirk, oder ein Stückchen weiter, aber nicht bei mir auf den Rasen. Bei den Blumen ist es ok, aber auf den Rasen nicht so sehr.
Unterschiedliche Vögel? Ich weiß es nicht. Ich denke, die Vögel bei mir in Wassernähe, da war das Biotop immer schon bevor ich hierher kam. Seitdem ich da bin, sind die Nachtigallen da und sind da geblieben, bis jetzt. Andere Vögel hört man auch, aber ich glaube, dass es sich bei mir nicht so stark verändert hat.
PC/VM – Konnten die Leute frei auswählen, was sie in ihrer Gärten pflanzen können? Oder mussten sie spezifischen Landschaftsplanungsrichtlinien folgen?
HP – Im Garten kann sich jeder das aussuchen was er gerne hat. Bei uns ist es so.
Zwischen den Häusern von den anderen Seite, ist es ein großer Baum, ein grosser Ulme. Dieser Baum hat so viele Vögel. Sie war schon am Anfang da. Und es ist in Berlin verboten, große Bäume zu fällen, auch wenn sie auf dem eigenen Grundstück stehen. Wenn du ein Grundstück erwirbst und da waren Bäume darauf, die du für dein Haus fällen musst, dann musst du Ersatzpflanzung machen. Du musst Ersatzbäume wieder hinsetzen, damit genau soviel grün da ist, wie vorher.
PC/VM – Vor der jetzigen Bebauungsstruktur war Rummelsburg ein Industriegebiet, es gab ein Gefängnis und ein Waisenhaus. Wurden Sie mit der Geschichte dieser Gegend konfrontiert bzw. ist diese für Sie wichtiger geworden? Wurde Sie Ihnen bewusst, seitdem Sie hier hergezogen sind?
HP – Ja, natürlich. Die Geschichte von einem Ort interessiert mich immer. Ganz egal wo ich hinkomme, möchte ich wissen was damals war. Das war hier ein Arbeitshaus und dann ein Gefängnis. Auf der andere Seite, dahinten, war mehr Industrie. Aber das war ja nicht alles, vorher war es auch noch was anderes: vorher war das ein Fischerdorf, und ganz zum Anfang, darum heißt es Rummelsburg, war ein Herr Rummel hier, der eine Poststation betrieben hat. Und dazu hatte er eine Wirtschaft, daher nannte man es dann Rummelsburg. Solche Geschichtensachen interessieren mich und nicht nur die jüngere Geschichte. Die Geschichte von der Arbeitshaus ist vielleicht 100-120 Jahre alt, aber es gibt ja auch andere Sachen hier. Man sieht die Knabenhäusern zum Beispiel, die vom Kaiser Willhelm irgendwann im 19. Jahrhundert gegründet wurden für weisen Kindern, also Kinder ohne Eltern, die dann da aufgewacht sind. Und Teile davon sind noch übrig ist, die Knabenhäuser. Der Medallionplatz, der grosse Platz ist in der Mitte, gehörte auch dazu. Das sind alles sehr interessante Sachen. Wobei manche sagen, es schreckt sie ab was hier war: das Gefängnis und das Arbeitshaus. Unter der Nazis war das auch sehr berüchtigt. Teilweise genutzt als Sammelstädte für Juden oder Kommunisten, die zum Konzentrazionslagern gebracht wurden.
Es ist gut, wenn man sich daran erinnert, man baut auch eine Erinnerungstätte auf, aber man kann deshalb die Gegend nicht unverändert lassen. Es ist gut, hier trotzdem zu leben, ihr neues Leben zu geben.
PC/VM – Eine weitere Folge der Industrie ist, daß das Wasser ziemlich verschmutzt ist. Ist es etwas, das Sie beunruhigt? Wird darüber in der Gemeinde diskutiert?
HP – Ja, natürlich. Ja, das ist ein Problem, klar.
Es gibt verschiedene Pläne und Maßnahmen, mit denen man versuchte, das abzubauen. Aber man hat festgestellt, wenn man alles Verseuchte herausholen würde, wäre das zu teuer. Man hat am Anfang, als hier die Gegend entwickelt wurde, 60.000 Tonnen Schlamm rausgeholt, den getrocknet und gesäubert und dann abgefahren. Man wird in nächster Zeit noch einmal 30.000 Tonnen rausholen, weiter vorne hin, aber man kann nicht alles rausholen. Das ist zu viel.
PC/VM – Wurde den Bewohnern genau erklärt, was die Verschmutzung ist?
HP – Not automatically. You have to inform yourself.
PC/VM – Aber, ist es möglich es zu tun?
HP – Ja.
PC/VM – Die Gegend “An der Mole”, die direkt neben dem Bahnhof Ostkreuz liegt, ist Entwicklungsgebiet und die Pläne dafür werden derzeit diskutiert. Sie sind Teil eines Bürgernetzwerks, das aktiv an dieser Diskussion teilnimmt. Können Sie mir ein bisschen von diesem Prozess erzählen? Wann hat er begonnen? Haben Sie sich an das Bezirksamt Lichtenberg gewendet, oder ist dieses auf die Einwohnerschaft zugegangen? Wie läuft es ab?
HP – Der Prozess ist schon ziemlich alt. Ziemlich nach der Wende wurde schon angefangen darüber sich Gedanken zu machen, was man entwickeln will. Aber öffentlich sind die Informationen erst seit 2009. Vorher wurde alles eigentlich im hinteren verschlossenen Türen gemacht und erst auf Nachfragen von der Grünen der Bezirksverordnungversammlung wurde geantwortet und wurde gesagt was man da vor hat. Es wurde ein Wettbewerb gemacht, an dem vier Arkitekturbüros beteiligt waren. Es ist nie veröffentlicht worden, was die Grundlagen waren.
Erst 2009 ist veröffentlicht worden, wer der Sieger von diesem Wettbewerb war, und dann kurz darauf hat sofort die Gruppe der Initiativen, die rund um Ostkreuz versammelt sind, ihre Kritik daran geäußert; das wurde von dem damaligen Baustadtrat, der jetzt Bürgermeister von Lichtenberg ist, zur Kenntnis genommen, aber nichts davon berücksichtigt.
Auf diese Basis des Siegerwettbewerbs wurde ein B-Plan erstellt, ein Bebauungsplan. Und der wurde 2010 oder 2011 erst veröffentlich. Auf dieser Basis haben die Initiativen sich zusammengefunden und haben gesagt: ‘ Nein, so wollen wir das nicht’. Und haben Anfang 2012 eine Bürgerversammlung organisier, zu der 320 Bürger kamen. Von den 320 haben sich 311 ganz klar gegen diesen Bebauungsplan ausgesprochen. Nachdem dieses Ergebnis da war, haben vier Bürger – bei denen ich auch mit dabei war – mit dem neuen Baustadtrat gesprochen und versucht, Änderungen in dem Bebauungsplan zu erreichen. Wir haben nur sehr kleine Veränderungen erreichen können. Nichts essenzielles.
Dann kam dieses Soundprojekt im Rummelsburg dazu, bei dem ich sehr viel gelernt habe über Klang, über den Einfluss von Straßen auf Wohngebiete.
Valeria hat mir freudlicherweise die Broschüre von Andreas Bosshard ausgeliehen und den Link zugeschickt. Aus diesen Erkenntnissen habe ich eine Anfrage beim dem Ausschuss für Stadtentwicklung für Lichtenberg gestellt, und da kam plötzlich heraus, dass es ein Lärmgutachten für dieses Gebiet ‘An der Mole’ gibt. Und dieses Lärmgutachten bestätigt unsere Befürchtungen zum großen Teil, dadd Lärmschneisen bei den Durchbrüchen zwischen den Bauwerken existieren, durch die Lärmlinsen entstehen, wobei 55 bis 60 dB selbst im gesamten Jahresdurchschnitt in dem gesamten Gebiet zu erwarten sind. Und wir haben gesagt, das kann man besser machen.
Tobias Trommer hat ein Architekten ausfindig gemacht, der für organische Architektur bekannt ist. Und der hat einen groben Entwurf erst gemacht. Diesen groben Entwurf wollen wir als Alternativ-Planung beim Bezirksverordnungversammlung einbringen. Der ist organischer gestaltet, naturnahe gestaltet, hält den Lärm aus dem Gebiet raus. Im wesentlichen stellt das eine Architektur des 21. Jahrhunderts dar. Was man heute machen kann. Das bisherige ist mehr die Architektur Ende des 20. Jahrhunderts, was schallmäßig die Probleme mit sich bringt: parallele Wände verstärken Lärm durch Resonanzen, Reflexionen u.s w.
PC/VM – Gibt es eine Möglichkeit, daß die Gemeinde Lichtenberg ihre Haltung ändert, oder daß sie die Baupläne ändern wird?
HP – Ich weiss es nicht. Ich weiss es wirklich nicht. Es ist schwer zu sagen, weil sie den alternativen Plan den Investoren präsentiert hat und wir dachten dass die Investoren auch daran interessiert wären, weil das alles hochwertiger ist und auch besser. Aber die Investoren sind daran interessiert, jetzt schnell Geld zu machen, weil sie sagen, wenn das noch mal neu aufgerollt wird, dauert es noch mal 1-2 Jahre mehr. Im Augenblick steigen die Mieten, und jetzt wollen die Investoren Geld machen. Die Investoren haben zwar einen Einfluss, aber sie entscheiden nicht. Eigentlich entscheidet die Bezirksverordnungversammlung, d.h. die Delegierten, die Abgeordneten, die entscheiden, ob der B-Plan verabschiedet wird oder nicht.
Aber normalerweise ist der Prozess so, dass die Verwaltung den B-Plan fertig macht und ihn dann vorlegt in der Bezirksverordnungversammlung. Da sind Anhänge von 2.000 Seiten dabei und dann sollen sie entscheiden. Wir sind jetzt aber in der Situation, dass wir vorher die ganzen Sachen rausholen – z.B. das Lärmgutachten vorher rausziehen – schon bekannt machen, und jetzt ist es für mich eine Frage der Demokratie: sind die Bezirksverordneten in der Lage ihre Verantwortung zu nehmen und zu sagen, wir sind für die Bevölkerung da; oder entscheiden die für die Verwaltung? Leben wir jetzt noch im 19. Jahrhundert oder sind wir schon im 21. Jahrhundert angekommen, wo Demokratie, Bürgerbeteiligung immer wichtiger wird? Mittlerweile haben die Politiker ein bischen Angst davor. Ich denke, die Bezirksverorneten können auch ihre Chance begreifen, dass sie etwas beeinflussen können.
PC/VM – Was wird morgen beim Treffen passieren?
HP – Morgen werden wir den Plan in dem Ausschuss vorstellen und versuchen, dafür zu werben. Morgen ist der Ausschuss von Lichtenberg zusammen mit dem Ausschuss von Friedrichshain/Kreuzberg, weil ein Teil des Gebietes zu Friedrichshain/Kreuzberg gehört. Deshalb müssen beide das zusammen entscheiden, sich abstimmen. Da werden wir versuchen, den Antrag einzubringen den Bebauungsplan so zu ändern, dass diese Bebauung möglich ist. Wenn wir das schaffen, dann wäre es ein riesiger Erfolg. Dann müsste der bisherige Bebauungsplan völlig neu aufgeholt werden.
PC/VM – Warum? Mann würde denken, daß sich die Grünen eine ruhigere und organischere Planung wünschen würden.
HP – Es wäre natürlich, für die Grünen sich von diesen Punkte überzeugen zu lassen, aber das ist noch ein Ost-West Konflikt. In Lichtenberg hatten vorher die Linken die absolute Mehrheit. Nach dem letzten Wahl sind die Linken zwar noch die stärksten aber die Grünen, die SPD und die CDU haben zusammen eine Koalition gemacht und die richtet sich ganz stark gegen die Linken. Die Linken sind aber für unseren Vorschlag und deshalb gab es schon viele Situationen wo die Grünen mit der SPD und CDU gegen die Linke gestimmt haben, obwohl es eigentlich ihre Interessen sind.
Wir können an der Stelle nur an das Grüne Gewissen von den Grünen appellieren und sagen: da sind so viele Sachen die im Sinne der Natur und der Menschen wesentlich besser sind, man kann eigentlich nicht dagegen sein. Da muss man notfalls auch ein, zwei Jahren mehr Zeit opfern und dann das Richtige machen. Denn so ein Bauwerk besteht für 50-100 Jahre. Was sind dann 1-2 Jahre?
PC/VM – Falls die Entscheidung für den Bebauungsplan fällt, ist die Sache damit vorüber, oder gibt es weiter Möglichkeiten die Planung zum Besseren zu wenden? Kann man versuchen, daß Lärm bei der Planung stärker berücksichtigt wird, auch wenn der B-Plan in der jetzigen Fassung umgesetzt wird?
HP – Wenn der B-Plan zu verabschiedet wird, dann kann man nur kleine Modifikationen erreichen. Z.B. die Fassaden besser gestalten, oder kleinere Objekte beibringen, die den Schall irgendwie diffundieren, oder so was. Aber etwas großes kann man nicht mehr verändern.
PC/VM – In welchem Verhältnis steht die Situation “An der Mole” aus klanglicher Perspektive zur geplanten Autobahn? Wurde deren Emission in der Lärmkarte bereits berücksichtigt?
HP – Nein. Das wurde noch nicht mit eingerechnet. Da weißt keiner wie die Auswirkungen sein werden. Es wurde noch kein Lärmgutachten gemacht. Es ist aber zu erwarten, dass da erheblicher Auswirkungen kommen werden. Die geplante Autobahn Terrasse liegt zwar hinten der S-Bahn. Aber es sind glatte Wände auf der anderen Seite, Häuser. Das ist zu erwarten, dass der Schall dadurch über das Gebiet einreflektiert wird. Aber es gibt noch keine Schalluntersuchungen, keine Lärmuntersuchungen darüber. Und daher wurde diese Effekt auch noch nicht mit eingerechnet.